Buchvorstellung: »Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung« – Lesung und Gespräch mit Barbara Yelin und Kim Wünschmann

Datum: 29.11.2023 19:00
Ort: Institut für die Geschichte der deutschen Juden (Beim Schlump 83)

Wir bitten um verbindliche Anmeldung zur Veranstaltung per Email unter: kontakt@igdj-hh.de

Geboren 1937 in Holland, wird Emmie Arbel mit ihrer jüdischen Familie 1942 deportiert. Sie überlebt als Kind die NS-Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. Als der Krieg vorbei ist, ist sie acht Jahre alt, beide Eltern sind im Holocaust umgekommen. Mit ihren Brüdern wird sie von einer Pflegefamilie adoptiert und wandert mit ihnen nach Israel aus. Im Kibbuz fühlt sie sich isoliert und nirgends zugehörig. Bis Emmie ihr Leben in die eigenen Hände nimmt.

Emmie Arbel lebt heute nahe Haifa. Immer wieder reist sie nach Deutschland, um als Zeitzeugin zu sprechen. Ihre Jugend war geprägt von Tod, Sprachlosigkeit und Einsamkeit. Sie blickt aber auch zurück auf ein Leben voller Rebellion, Selbstermächtigung und Humor. Bei ihrer steten Anstrengung, die Erinnerungen aus dem Schweigen zu holen, werden die Folgen des Holocaust sichtbar – auf ihr Leben, ihre Familie, auf jeden einzelnen Tag.

Auf Basis persönlicher Begegnungen und zahlreicher intensiver Gespräche mit Emmie Arbel schafft Barbara Yelin eindringliche Erinnerungsliteratur, die zugleich eine Reflexion über das Erinnern selbst ist.

Die Graphic Novel „Emmie Arbel – Die Farbe der Erinnerung“ entstand im Rahmen des internationalen Projekts „Visual Storytelling and Graphic Art in Genocide & Human Rights Education“ der Universität Victoria, Kanada. 40 Seiten des Buchs sind 2022 bereits in der Anthologie „Aber ich lebe“ (C.H. Beck) erschienen.
Herausgegeben von Charlotte Schallié und Alexander Korb.


Barbara Yelin zählt zu den bekanntesten deutschen Comic-Künstler*innen: Ihr vielfach ausgezeichnetes Gesamtwerk umfasst Graphic Novels, Web-Comics, Comic-Strips, Illustrationen für Tageszeitungen, Magazine sowie Kinderbücher. Ihre Werke werden regelmäßig in zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert.
Kim Wünschmann ist Direktorin des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden.

In Zusammenarbeit mit und unterstützt von:

Radio Feature: Sprechende Bilder. Die Kunst des Comics

Vielen Dank an Mathias Heller für die schöne Radiosendung auf NDRkultur, zu der wir – neben Anke Feuchtenberger, Andreas Platthaus, Claudia Jerusalem-Groenwald, Barbara Yelin und Filip Kolek – auch ein wenig beitgetragen haben!
Die Sendung lässt sich streamen oder als Podcast herunterladen.

https://www.ndr.de/kultur/epg/Sprechende-Bilder-Einblicke-in-die-deutsche-Comic-Szene,sendung1178798.html

Comic Lesung: „IRMINA“ mit Barbara Yelin

Mittwoch, 26. November um 20.00 Uhr bei uns im Laden

 

Nach wie vor sind der Nationalsozialismus und die Auseinandersetzung damit prägend für das Selbstverständnis der Deutschen. In zahlreichen Debatten wie z.B. dem Historikerstreit oder den Auseinandersetzungen um die Wehrmachtsausstellung wurde um die Deutung der Vergangenheit und wie mit dem Erbe des deutschen Massenmordes umzugehen sei, heftig gestritten. Obwohl historisch nachgewiesen ist, dass sich ein großer Teil der Deutschen mehr oder weniger aktiv am NS-Regime beteiligten und davon profitierten, stellen man sich im öffentlichen Diskurs oft als Opfer dar. Seien es die Bombardierungen, der Krieg oder einfach die Verhältnisse, unter denen man zu leiden hatte. Dies findet sich dann auch auf privater Ebene in den Familien wieder. In der zu diesem Thema wohl bekanntesten Studie „Opa war kein Nazi“ beschreiben die Autoren das weit verbreitete Phänomen, die eigenen Eltern oder Großeltern nicht als Teil der NS-Volksgemeinschaft zu sehen, sondern diese eher zu Opfern oder Helden zu stilisieren.

Barbarba Yelin geht mir ihrer Graphic Novel – in die sie während der diesjährigen Graphic Novel Tage im Literaturhaus schon erste Einblicke gewährte – einen anderen Weg. Die Handlung des bei Reprodukt erschienen Buches orientiert sich an der Geschichte ihrer Großmutter, versucht aber nicht, deren Geschichte „authentisch“ darzustellen. Das Portrait von Irmina zeichnet sich durch ihre Vielschichtigkeit aus, die aber nicht dazu führt, die Integration der anfangs sympathisch dargestellten jungen Frau in die deutsche Volksgemeinschaft verharmlosen oder entschuldigen zu wollen. Irmina wird eben nicht als Monster beschrieben, sondern als relativ normale Deutsche, die sich trotzdem oder wahrscheinlich deswegen mit dem Nationalsozialismus arrangiert.

Wir freuen uns sehr, dass Barbara Yelin auf ihrer Lesetour auch in Hamburg halt macht und sind gespannt auf die Vorstellung und die Diskussion ihres Buches. Und signiert wird natürlich auch.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns aber über eine Spende für die Fahrtkosten.

Eine sehr empfehlenswertes Interview in der TAZ findet ihr hier: „Wegschauen passiert nicht einfach“

Die Veranstaltung bei facebook findet ihr hier.

3. Graphic Novel Tage im Literaturhaus Hamburg

Die auch von uns präsentierten 3. Hamburger Graphic Novel Tage sollte man sich nicht entgehen lassen. Vom 31. März bis zum 3. April werden im Literaturhaus jeden Abend zwei ZeichnerInnen zu Gast sein. Eine Paarung hervorzuheben ist bei der Qualität des Programms nahezu unmöglich.
Einen Beitrag über die Graphic Novel Tage aus dem Hamburg Journal des NDR inklusive einem Kurzbesuch bei uns im Laden findet ihr hier!

Besonders erfreulich: zum ersten Mal gibts stark reduzierte Tickets für StudentInnen!  Den Flyer für die Veranstaltung mit dem ausführlichen Programm könnt ihr euch hier als pdf ansehen.