Mittwoch, 26. November um 20.00 Uhr bei uns im Laden
Nach wie vor sind der Nationalsozialismus und die Auseinandersetzung damit prägend für das Selbstverständnis der Deutschen. In zahlreichen Debatten wie z.B. dem Historikerstreit oder den Auseinandersetzungen um die Wehrmachtsausstellung wurde um die Deutung der Vergangenheit und wie mit dem Erbe des deutschen Massenmordes umzugehen sei, heftig gestritten. Obwohl historisch nachgewiesen ist, dass sich ein großer Teil der Deutschen mehr oder weniger aktiv am NS-Regime beteiligten und davon profitierten, stellen man sich im öffentlichen Diskurs oft als Opfer dar. Seien es die Bombardierungen, der Krieg oder einfach die Verhältnisse, unter denen man zu leiden hatte. Dies findet sich dann auch auf privater Ebene in den Familien wieder. In der zu diesem Thema wohl bekanntesten Studie „Opa war kein Nazi“ beschreiben die Autoren das weit verbreitete Phänomen, die eigenen Eltern oder Großeltern nicht als Teil der NS-Volksgemeinschaft zu sehen, sondern diese eher zu Opfern oder Helden zu stilisieren.
Barbarba Yelin geht mir ihrer Graphic Novel – in die sie während der diesjährigen Graphic Novel Tage im Literaturhaus schon erste Einblicke gewährte – einen anderen Weg. Die Handlung des bei Reprodukt erschienen Buches orientiert sich an der Geschichte ihrer Großmutter, versucht aber nicht, deren Geschichte „authentisch“ darzustellen. Das Portrait von Irmina zeichnet sich durch ihre Vielschichtigkeit aus, die aber nicht dazu führt, die Integration der anfangs sympathisch dargestellten jungen Frau in die deutsche Volksgemeinschaft verharmlosen oder entschuldigen zu wollen. Irmina wird eben nicht als Monster beschrieben, sondern als relativ normale Deutsche, die sich trotzdem oder wahrscheinlich deswegen mit dem Nationalsozialismus arrangiert.
Wir freuen uns sehr, dass Barbara Yelin auf ihrer Lesetour auch in Hamburg halt macht und sind gespannt auf die Vorstellung und die Diskussion ihres Buches. Und signiert wird natürlich auch.
Der Eintritt ist frei. Wir freuen uns aber über eine Spende für die Fahrtkosten.
Eine sehr empfehlenswertes Interview in der TAZ findet ihr hier: „Wegschauen passiert nicht einfach“
Die Veranstaltung bei facebook findet ihr hier.