Mittwoch, 20. September 2023, 19.30 Uhr
Central Congress (Steinstraße 5-7)
Kollektives Arbeiten hat sich im Kunstfeld etabliert. Eine seiner Grundlagen ist der Ruf nach Solidarität. Die Geschichte dieses Rufes ist geprägt von politischen Emanzipationsbewegungen, erlebte aber immer wieder auch ideologischen Missbrauch. Der Ruf nach Solidarität kann instrumentellen Charakter annehmen, gerade weil er oftmals im Namen der „Anderen“ spricht. So definiert Solidarität eben nicht nur die eigene Gruppenzugehörigkeit.
Gerade im individualistischen Kunstfeld sind Erzählungen von kollektiver Solidarität besonders attraktiv. Das dortige Selbstverständnis, an der Seite von Marginalisierten und Unterdrückten zu stehen, begünstigt die Vorstellung von einer manichäisch in gut und böse aufgeteilten Welt. Diese stark vereinfachte Weltsicht ist für Antisemitismus besonders anschlussfähig. In Teilen des postkolonialen Diskurses werden Jüdinnen und Juden als privilegiert angesehen. Als Opfer dürfen sie nur in der Vergangenheit in Erscheinung treten. Nicht zuletzt die im Kunstfeld stark affirmierte BDS-Bewegung propagiert eine Form der Solidarität, die Gewalt und Chauvinismus ignoriert, solange sie von der vermeintlich richtigen Seite ausgehen.
Bei der zweiten Veranstaltung der Reihe „Weltbilder der zeitgenössischen Kunst“ diskutieren unsere Gäste über die Ein- und Ausschlüsse von Solidaritätsappellen und ihren mitunter selbstreferentiellen Charakter. Sie sprechen über die Attraktivität des Solidaritätsbegriffs für das Kunstfeld, über die Unmöglichkeit, den Ruf nach Solidarität von Ambivalenzen frei zu halten und über einige klassische Stereotype antisemitischer Propaganda.
Es diskutieren:
Volker Weiß (Historiker & Autor, Hamburg)
Shahrzad Eden Osterer (Autorin & Journalistin, München)
Petja Dimitrova (Aktivistin & Künstlerin, Wien)
Mit einem Video-Input von Julia Bernstein (Soziologin & Mitglied im Begleitgremium der documenta fifteen, Frankfurt am Main)
Moderiert von:
Fabian Bechtle & Leon Kahane (Künstler, Forum demokratische Kultur und zeitgenössische Kunst)
Eine Veranstaltung von Forum DCCA & Innenrevision Kulturbetrieb
Gefördert von der Amadeu Antonio Stiftung
Unterstützt von
Bagrut e.V.
Untiefen Stadtmagazin
Die Untüchtigen
Textem Verlag