Seit nunmehr 25 Jahren veröffentlicht der Mainzer Ventil Verlag mit seiner „testcard“-Reihe „Beiträge zur Popgeschichte“. Die aktuelle Ausgabe widmet sich dem Thema Utopie, ihren Verheißungen und ihrem Verschwinden. Die Herausgeberinnen und Herausgeber Laura Schwinger, Jana Sotzko und Roger Behrens stellen die aktuelle Ausgabe in Text und Ton vor.
Dass es leichter sei, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus, wird zu einer Gewissheit, die kaum noch skandalös ist: So what? Wenn es stimmt, dass die Utopien verschwunden sind, wie steht es dann – im und als Pop – um: Revolution, Zeit, Raum, Erinnerung, Erfahrung, Hoffnung, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft, Geschichte, Fortschritt, Dynamik, Möglichkeit/Wirklichkeit …? War Pop nicht der Soundtrack einer besseren Welt, die Ode an die Freiheit des realen Humanismus?
Popgeschichte ist auch die Geschichte unzähliger Utopien, gelebter und gewünschter Entwürfe einer anderen, einer besseren Welt, die von Freedom und Happiness und Love bestimmt sein soll. Der Pop selbst beanspruchte schließlich, eine Utopie zu sein, ein verwirklichter Traum vom guten Leben. Allerdings ist Pop in all seiner Vielfalt immer auch das Gegenteil von Utopie gewesen: die auf die private Nische reduzierte Idylle, in der jede und jeder sich irgendwie durchwurschtelt, das bescheidene Glück des Augenblicks (im Konzert, im Kino, im Konsum) oder das ins Unterhaltungsformat gebrachte Schreckensszenario, die Katastrophe als Entertainment, die Dystopie. Pop ist eben nicht nur Nicht-Ort, nowhere, sondern ein now here, Jetzt-Hier.
Einlass: 20:00 | Beginn: 20:30
Eintritt: 5€
Mit freundlicher Unterstützung von Zardoz Records, Strips & Stories und Die Untüchtigen