Hier findet ihr je fünf Titel, die uns in diesem Jahr richtig gut gefallen haben. Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl und es gab noch sehr viel mehr lesenswerte Bücher. Diese hier haben wir aber besonders gerne gelesen.
Gesine
Ich kann es nicht so gut in Worte fassen wie Anna Vollmer in ihrer Rezension in der FAZ: Booker Prize für Rijneveld : Ein Herz aus Hackfleisch aber der Titel beschreibt das Gefühl, was dieser Roman ausgelöst hat sehr gut: Brutalität und Poesie in verstörendem Einklang. A Hell of a Book!
Was man sät von Marieke Lucas Rijneveld – Suhrkamp Verlag
Über Spanien lacht die Sonne von Kathrin Klingner – Reprodukt
Moms von Yeong-shin Ma – Drawn & Quarterly
Das Jungfernhäutchen gibt es nicht von Olivia Hälterlein & Aisha Franz – Maro Verlag
Nori von Rumi Hara – Drawn & Quarterly
Kathrin Klingner begeistert wieder mit ihrem außergewöhnlichen Talent für die kleinen, feinen Gesten die Großes sagen. Ein Buch über den Umgang mit Internet-Trollen und deren Haßschwällen. Yeong-shin Ma schreibt eine beeindruckende Hommage für die Generation seiner Mutter und zerfetzt nebenbei die südkoreanische Gesellschaftsnormen. Olivia Hälterlein & Aisha Franz empören sich sachlich überzeugend und sprachlich mitreißend über den Mythos „Jungfernhäutchen“. Aishas Illustrationen sind der Hit und bringen alles auf den Punkt. Und im Debut Nori von Rumi Hara kann man einfach nur schwelgen – supergut erzählt, tolle Perspektiven. Man fliegt mit Nori durch die Geschichte – mit fast schon muminhafter Anarchie
Hans
Ich begehre Frauen von Diane Obomsawin – Edition Moderne
Rote Blüten von Yoshiharu Tsuge – Reprodukt
Julie Doucets allerschönste Comicstrips von Julie Doucet – Reprodukt
The Loneliness of the Long-Distance Cartoonist von Adrian Tomine – Drawn & Quarterly
Manno! von Anke Kuhl – Klett Kinderbuch
Diane Obomsawins wunderbares „On loving Women“ ist – nachdem sie im letzten Jahr beim Comicfestival zu Gast war – nun auch in einer deutschsprachigen Ausgabe erhältlich. Eine schöne Ansammlung witziger und trauriger Liebesgeschichten.
Dieser Toptitel ist schon ein paar Jahrzehnte alt und trotzdem frischer als so manche tagesaktuelle Neuerscheinung. Weird, nachdenklich und brillant gezeichnet sind Tsuges Kurzgeschichten in Rote Blüten, vielen Dank an Reprodukt für die Veröffentlichung des Klassikers aus den späten 60er Jahren.
Als ich in den 90ern begann, „richtig“ Comics zu lesen, war Julie Doucet neben den Hernandez Brüdern wohl meine Lieblingszeichnerin. Viele ihrer nicht nur für mich sehr einflussreichen Comics (feministsch! wild! supercool!) wurden dieses Jahr in einem Sammelband neu veröffentlicht (… und besonders haben wir uns gefreut, die Zeichnerin im März noch bei unserer ersten Jubiläumsveranstaltung zu Gast gehabt zu haben).
Adrian Tomines Heftchenreihe Optic Nerve kam bei meinem Einstieg in die Comicwelt gleich nach Love & Rockets oder Dirty Plotte, deshalb habe ich den oft hadernden, aber auch versöhnlichen Rückblick auf sein Leben als Zeichner sehr gern gelesen. Nicht nur weil einem viele Episoden aus der Comicszene nur allzu bekannt vorkamen.
Anke Kuhl erzählt auf unterhaltsamste Weise ihre Kindheitsgeschichte in den 70ern ohne auf heile Welt Szenarien angewiesen zu sein, das Leben wird so seltsam dargestellt, wie es eben manchmal ist.
P.S.: Nicht in meine Bestenliste geschafft hat es „Ausnahmezustand“ von James Sturm, aber auch nur weil mit „Off Season“ die englischsprachige Ausgabe schon letztes Jahr dabei war, noch immer ein außerordentlich guter Comic.